Sonntag, 28. August 2022

Das Lächeln der Fortuna - Rebecca Gablé




Ein historischer Roman über England im 14. Jahrhundert.

Verlag: Lübbe
Seitenanzahl: 1.193
Ausgabe (Preis): Taschenbuch (14,90 €); E-Book (13,99 €)
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England 1360: Nach dem Tod seines Vaters, des wegen Hochverrats angeklagten Earl of Waringham, zählt der zwölfjährige Robin zu den Besitzlosen und ist der Willkür der Obrigkeit ausgesetzt. Besonders Mortimer, der Sohn des neuen Earls, schikaniert Robin, wo er kann. Zwischen den Jungen erwächst eine tödliche Feindschaft.

Aber Robin geht seinen Weg, der ihn schließlich zurück in die Welt von Hof, Adel und Ritterschaft führt. An der Seite des charismatischen Duke of Lancaster erlebt er Feldzüge, Aufstände und politische Triumphe - und begegnet Frauen, die ebenso schön wie gefährlich sind. Doch das Rad der Fortuna dreht sich unaufhörlich, und während ein junger, unfähiger König England ins Verderben zu reißen droht, steht Robin plötzlich wieder seinem alten Todfeind gegenüber...

Vorweg:
Es gibt zwei Ausgaben dieses Buches: Eine erweiterte Ausgabe, die ca. 550 Seiten mehr hat, und eine lektorierte und gekürzte Ausgabe. Ich habe die lektorierte und damit gekürzte Fassung gelesen, worauf sich auch meine Meinung bezieht.

Dieses gewaltige 1.193 Seiten starke Buch spielt im 14. Jahrhundert - von den Jahren 1360 bis 1399 - und erzählt vom Leben des Robin Waringham. Er muss durch einige Höhen und insbesondere Tiefen gehen, aber er ist für das vierzehnte Jahrhundert eine sehr modern denkende Figur, da er sich weder von homosexueller Liebe, was in diesem Buch eine kleine Rolle spielt, noch von der Kluft zwischen Arm und Reich beeinflussen lässt. Ob es solche Personen wirklich gegeben hat, mag dahingestellt sein, aber zumindest den Protagonisten dieses Buches macht es dem Leser sehr sympathisch. Manchmal hat er in dem Buch aber doch etwas zu viel Glück, gerade, wenn man bedenkt, dass Robin seine Meinung nicht gerade hinterm Berg hält.

Spannend finde ich es, dass es einige Personen tatsächlich gegeben hat und das Buch somit wahre Tatsachen mit erdachten Personen und Geschehnissen geschickt verflicht. Es geht um das Hause Plantagenet, aus dem vom 13. bis zum 15. Jahrhundert die Könige von England entstammten. Zu Anfang des Buches regiert Edward III.

Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und leicht zu lesen, sodass man gar nicht merkt, wie die Seiten unter den Fingern dahinfliegen und die Jahrhunderte vergehen.

Leider sind aber oftmals auch sehr große zeitliche Sprünge in der Geschichte. Einerseits gefallen mir diese gut, da sie die Erzählung schneller voranbringen und auch nicht jedes Jahr ins kleinste Detail erzählt werden muss, sondern eine kurze Zusammenfassung reicht. Andererseits werden aber auch einige Dinge nicht genau genug beschrieben. So sind dann plötzlich Personen verheiratet, die man niemals zusammen gesehen hätte. 

Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, ist, dass die Babys/Kinder ständig nach Personen benannt werden, die schon existieren. Ich greife die Namen mal vollkommen aus der Luft: Da heißt der Sohn von Finn auch Finn, sodass es dann heißt Finns Sohn Finn. Das stört den Lesefluss schon, da sich zwei auch mal unterhalten und es dann heißt: "Finn sagte zu seinem Sohn... Finn antwortete seinem Vater..." Und was wie drei Personen klingt, sind in Wahrheit nur zwei.

Tatsächlich kann die Autorin nicht für alle Doppelungen was, da ja einige Charaktere reale historische Personen sind, die nun mal so geheißen haben. Aber bei den fiktiven Personen hätte man das definitiv anders handhaben können. So ist es manchmal schwierig, bei den vielen Personen durchzublicken, weil einige Namen wirklich sehr häufig vorkommen.

Das am Anfang abgedruckte Personenregister hilft da auch nicht weiter, da es zum einen nicht alle Personen umfasst und zum anderen auch noch spoilert, wenn man zu früh darauf schaut, da man spätere Kinder und Ehefrauen erfährt.

Aber ein großer Pluspunkt des Buches ist, dass es nie langweilig wird. Trotz der vielen Seiten hat das Buch keine Längen, sondern hat immer was zu erzählen. Dabei kann man auch einiges über die Zeit erfahren. Pest und andere Krankheiten sowie Folter kommen immer wieder vor und es herrscht Krieg, sodass ab und zu Schlachten stattfinden. Diese werden aber nur kurz angerissen, sodass man nicht seitenweise über Gräueltaten lesen muss. Überhaupt beschreibt Rebecca Gablé solche grausamen Sachen selten und nur oberflächlich, sodass sich da auch nicht der Magen umdreht.

Nebenbei entwickeln sich die Figuren immer weiter und man sieht gerade Robin aufwachsen und erwachsen werden. Intrigen, politische Geschehnisse und persönliche Schicksalsschläge flechten sich ineinander und erwachsen zu einer stimmigen Geschichte.

Insgesamt ist es ein sehr gutes historisches Buch mit einigen kleinen Kritikpunkten, das aber trotzdem unterhaltsam ist und sich schnell lesen lässt. 

12 Kommentare:

  1. Hallo Marina,

    "Das Lächeln der Fortuna" gehörte damals neben Ken Folletts "Die Säulen der Erde" mit zu meinen ersten historischen Romanen, die ich gelesen habe.
    Ok, bei manchen Namen bin ich auch ab und an durcheinander gekommen. :)
    Insgesamt bin sehr begeistert von der Waringham-Saga und freue mich auf den neuen Band "Drachenbanner" im September. Wirst du die Folgebände auch lesen?

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hallo Nicole, :)
      ich weiß nicht, ob ich mich an "Die Säulen der Erde" traue, aber bei historischen Romanen kommt man ja eigentlich kaum daran vorbei. Würdest du das denn empfehlen?

      Ja, die Folgebände möchte ich gerne lesen. :)

      Liebe Grüße
      Marina

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  2. Hi Marina!

    Ich hab das Buch vor ... keine Ahnung *lach* 20-25 Jahren gelesen und ich war so begeistert davon! Das hat meine Liebe zu historischen Romanen geweckt und seither hab ich all die Bücher der Autorin regelrecht verschlungen. Die Seiten fliegen nur so dahin und trotz der Dicke war ich immer traurig, wenn es zu Ende war.
    Ja, die Namen, ich weiß, dass Rebecca Gablé das mal erwähnt hat, das ist wirklich verzwickt, weil die tatsächlich immer alle ähnlich hießen oder die Namen eben einfach weitergegeben haben. Ich glaube mich aber zu erinnern, dass mich das damals nicht so arg gestört hat.
    Reale Personen aus der Zeit hat sie ja immer mit dabei, sie recherchiert da wirklich super!

    Ich hoffe, du liest auch die nächsten Bände, die sind alle toll!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Hallo Aleshanee, :)
      das kann ich so unterschreiben: Man kommt sehr rasant durch das Buch.

      :D Ich fand das mit den Namen so gruselig.^^ Aber bei einigen Namen kann sie ja auch nichts dafür. Und vermutlich haben das auch alle Schichten so gemacht, aber für eine Geschichte schon schwierig.

      Wie großartig sie recherchiert hat, habe ich auch festgestellt. Wirklich toll! So kann man auch einiges aus der Geschichte mitnehmen.

      Ich habe es auf jeden Fall vor. :)

      Liebe Grüße
      Marina

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  3. Hey Marina,

    tolle Rezension, die es genau auf den Punkt bringt!

    Liebe Grüße Melli

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    1. Hallo Melli, :)
      vielen lieben Dank!

      Liebe Grüße
      Marina

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  4. Hallo Marina,
    wann war denn eigentlich die Erstveröffentlichung? Zu dem Zeitpunkt habe ich den Roman damals jedenfalls verschlungen und war danach im R. Gablé-Fieber. Fast alle Titel der Reihe habe ich inzwischen gelesen, ein paar Bücher fand ich noch sehr gut, danach haben mir einige aber auch schon nicht mehr so gut gefallen.
    Immerhin war mit diesem Buch die Grundlage für meine Vorliebe zu historischen Romanen gelegt .
    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Das war 1997 ;) Da hab ich den auch gelesen ...deshalb würde ich den eigentlich auch sehr gerne nochmal lesen, ist ja schon eine Ewigkeit her! :D

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    2. Danke, Aleshanee, dass du schon eine Antwort gegeben hast, denn gewusst hätte ich das nicht. :D

      Wie interessant, dass bei euch beiden damit die Liebe zu historischen Romanen startete. 1997 habe ich gerade mal lesen gelernt. :D Und dann eher Pferdebücher gelesen.^^
      Historische Romane entdecke ich seit ein paar Jahren aber immer mehr für mich. Und Rebecca Gablé hat mit diesem Buch einen wirklich guten Job gemacht und mich auch begeistert, weshalb ich auch die weiteren Bände lesen möchte.

      Liebe Grüße
      Marina

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    3. Ja, damit hat mein Interesse gestartet, mehr oder weniger. Ich hab mit 12-13 schonmal eine historische Kinderbuchreihe mit 4 Bänden gelesen, da hat mich es mich eigentlich schon gepackt. Von wem die war weiß ich jetzt momentan nicht mehr, aber eins aus der Reihe hieß Caroline - Die brennende Stadt :D Die hab ich sehr geliebt damals :)

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    4. Habe mal geschaut: Das Buch findet man sogar noch.^^ Ich habe es nie gelesen. Wer weiß, ob es mich damals dann auch schon historischen Büchern näher gebracht hätte.

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    5. Ach echt? Das ist ja krass ... das waren vier Bände - ich weiß nicht mehr, wie ich dazu gekommen bin. Aber ich mochte die damals als Kind sehr :)

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