Sonntag, 7. März 2021

Die goldene Ananas - Dennis Kornblum


Ein Entwicklungsromane über die Welt des Asperger Syndroms.

Seitenanzahl: 580
Ausgabe (Preis): Hardcover (27,99 €); Taschenbuch (17,99 €); E-Book (6,99 €)
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Vielen Dank an den Autoren, Dennis Kornblum, für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Der junge Elias lebt seit fünfeinhalb Jahren in Wohnheimen für gemeindenahe Psychiatrie. Er hat die Diagnose Asperger-Syndrom und steht jeglichen Veränderungen ängstlich und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Daher erfüllt es ihn eher mit Widerwillen, dass er nun in eine eigene Wohnung ziehen soll, in das Dachgeschoss eines Fünfparteienhauses. Hier geht es ihm anfänglich nur darum, möglichst seine Ruhe zu haben und seinen streng strukturierten Tagesablauf einzuhalten, der aus einer sechsstündigen E-Gitarren-Einheit, dem Konsum von Death-Metal-Alben, dem Schauen von Filmen und genau getimten Mahlzeiten und Zigarettenpausen besteht. Nach und nach werden jedoch die übrigen Hausbewohner auf ihn aufmerksam, und er kommt immer mehr in sozialen Kontakt, vor allem zu dem extrovertierten Endfünfziger Willi. Und plötzlich steht er vor ganz neuen Herausforderungen - Soll er es wagen, einer richtigen Band vorzuspielen? Die hübsche Kellnerin vom Café Auberge nach einer Verabredung zu fragen?
Vielleicht hat Willi ja recht mit der "goldenen Ananas"...

In diesem Buch geht es um den 26-jährigen Elias, der das Asperger Syndrom hat, das eine Form des Autismus ist. Ich fand es spannend, die Welt aus seiner Sicht zu sehen und mehr über das Asperger Syndrom zu erfahren.

Zu Beginn des Buches zieht Elias von einem Wohnheim in eine eigene Wohnung in ein Mehrfamilienhaus, was ihn einige Überwindung kostet, denn am Anfang hat er - entsprechend des Asperger Syndroms - einen streng geregelten Tagesablauf. Jeder Tag läuft nach demselben Schema ab. Und unvorhergesehene Ereignisse machen ihn nervös. Daher fällt es ihm anfangs schwer in der neuen Umgebung. Im Laufe des Buches entwickelt er sich aber weiter, lernt die Bewohner des Hauses nach und nach kennen und freundet sich mit ihnen an.

Die Bewohner fand ich wirklich gut dargestellt. Man lernt ihre Eigenarten und ihre Gewohnheiten kennen. Beispielsweise gibt es einen Bodybuilder oder eine alleinerziehende Mutter. Ich fand es spannend, mit Elias die verschiedenen Personen kennen zu lernen. Spannend dabei ist, dass die Personen auch verschiedene Einflüsse auf Elias haben. Und dabei kommt auch die goldene Ananas zur Sprache. Aber was dahinter steckt, muss jeder selber herausfinden. 

Als erstes lernt man von den Bewohnern am besten Willi kennen. Ihn mochte ich ganz gerne, weil er offen für alles ist. Ich muss aber sagen, dass seine Haltung Elias gegenüber manchmal genau das Gegenteil war. Beispielsweise trägt Elias einmal ein Tank Top und Willi findet das überhaupt nicht gut und meint, dass das nur Muskelprotze tragen. Wenn er aber allen so tolerant gegenüber ist, warum hat er dann solche Vorurteile? Von den anderen Bewohnern möchte ich gar nicht zu viel verraten, denn es ist wirklich spannend, sie kennen zu lernen, gerade weil sie so verschieden sind.

Daneben hat mir am besten gefallen, dass man viel über das Asperger Syndrom lernt und das auf eine authentische, realistische Weise. Man erfährt, dass Elias eine ganz eigene Sicht auf die Welt hat und dass es ihm schwer fällt, Kontakt mit anderen Menschen zu knüpfen. Manches wirkt für Außenstehende unverständlich, aber für Elias ergibt es durchaus Sinn. Die Uhr ist dabei sein ständiger Begleiter, denn er plant seinen Tagesablauf sehr genau. Beispielsweise spielt Elias Gitarre und das für mindestens sechs Stunden am Tag. Er legt sich hin und hört intensiv Death Metal Alben. Death Metal ist gar nicht meine Musikrichtung, aber es war schön, Elias' Begeisterung darüber zu spüren, auch wenn mir die vielen fachlichen Begriffe doch manchmal zu viel waren. Und auch seine Mahlzeiten sind genau getaktet.

Das Buch lässt sich sehr viel Zeit. Ich hätte mir manchmal mehr Handlung gewünscht - es geht vor allem darum, wie Elias seinen Alltag gestaltet -, andererseits ist es genau das, was das Buch ausmacht, denn was für viele einfach erscheint, ist für Elias eine Herausforderung. Trotzdem fiel es mir manchmal schwer, längere Zeit am Stück zu lesen, weil es durch Elias' strenge Gewohnheiten doch manchmal recht eintönig war. Erst im letzten Drittel passieren dann einige interessante Dinge, sodass mich die Geschichte mehr an sich binden konnte, gerade, weil Elias Fortschritte macht und man richtig mit ihm mitfühlen kann. 

Der Schreibstil ist sehr besonders. Es werden sehr lange Sätze verwendet und viel und detailliert beschrieben. Das passt wiederum auch zu Elias' geregeltem Tagesablauf und Sicht auf die Welt.

Das Buch ist definitiv nicht für jeden etwas. Man sollte sich für Entwicklungsromane interessieren und mehr über das Asperger Syndrom erfahren wollen, denn da der Autor nach eigenen Angaben selber das Asperger Syndrom hat, ist es sehr authentisch und damit lehrreich. Wenn man dann noch gerne Death Metal hört oder Gitarre spielt, sollte man dem Buch definitiv eine Chance geben.

4 Kommentare:

  1. Liebe Marina

    Oh, das klingt sehr spannend. Eine ehemalige Schülerin von mir hat das Asperger-Syndrom und es war nicht immer ganz einfach, sie zu unterrichten und mit ihr zu interagieren.

    Trotzdem werde ich mir das Buch wohl zuerst einmal näher ansehen. Das Cover und deine Schilderungen des Inhalts und der Sprache machen mich nicht gerade an, obwohl das Thema eigentlich spannend wäre...

    Alles Liebe und danke für die Anregung
    Livia

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    1. Hallo Livia, :)
      dann hast du ja schon Berührungspunkte. Ich war da vor dem Lesen vollkommen ahnungslos. Daher fand ich es auch so interessant.

      Ja, es ist sehr speziell. Ich bin gespannt, ob es bei dir einziehen darf. :)

      Liebe Grüße
      Marina

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  2. Hallo Marina,

    auf diese Rezension habe ich ja schon gewartet :)

    Vom Klappentext hört es sich eigentlich ganz interessant an. Jedenfalls die Asperger-Thematik macht mich neugierig. Super, dass man darüber auch einiges in dem Buch erfährt.

    Ich stell mir das auch ganz spannend vor, die Hausgemeinschaft kennenzulernen. Es können ja doch ganz unterschiedliche Menschen in so einem Haus wohnen. Da gibt es sicher einige unterschiedliche Lebensgeschichten.

    Auch ohne das ich das Buch gelesen habe, kann ich mir gut vorstellen, dass es für dich etwas langatmig war. Ich war auch ganz überrascht, als ich oben gesehen habe, dass es 580 Seiten umfasst. Das ist für einen Roman dieser Art ja doch recht viel.

    Ich werde mir das Buch auf jeden Fall mal merken. Vielleicht gibt es das mal in der Bibliothek oder in einem Ebookangebot :)

    Liebe Grüße
    Julia

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    1. Hallo Julia, :)
      die Seitenzahl ist wirklich sehr hoch für diese Geschichte und das hat man wirklich gemerkt.
      Aber es ist trotzdem aufgrund der Thematik interessant und auch informativ.

      Ich bin gespannt, ob es bei dir einziehen wird und wie es dir dann gefallen wird. :)

      Liebe Grüße
      Marina

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